GrandTour 2019

in 12 Etappen von Stuttgart nach Nizza

Die Etappenbeschreibungen sind in Anlehnung der GrandTour-Ausschreibung 2019 von Holger entnommen.

Geplante Streckenführung
Geplante Streckenführung

Die Profile wurden mit dem Rennrad-Tourenplaner von ↗www.quaeldich.de erzeugt.

 


Start in Stuttgart-Vaihingen

Freitag 5. Juli 2019

Etappe 1: 160 Kilometer, 2.850 Höhenmeter

Stuttgart - Furtwangen

Unsere Etappenfahrt startete in Stuttgart Vaihingen. Über die Bernhrdtshöhe entlang der A8 rollten wir nach Maichingen, Dachtel weiter nach Calw-Holzbronn ins Nagoldtal um über den autofreien Anstieg vom Seitzental nach Neubulach zu kommen. Über Altensteig ging es an der Erzgrube vorbei nach Freudenstadt, Schömberg. Nach einer schönen Abfahrt nach Schiltach, zeigte sich der Schwarzwald von seiner steilen Seite. Denn es folgt ein knackiger Anstieg zum „Hochplateau“ Fohrenbühl. Über Sankt Georgen ging es nach Furtwangen-Neueck, unserem Ziel der ersten Etappe. ↗Gasthaus zum Hirschen

↗Facebook-Bericht von Holger:

Der Wecker klingelt um 4:50 Uhr. Heute geht es auf GrandTour und es sind noch doch noch einige Sachen zu erledigen. Für die klimaneutrale Anreise treffe ich um 6:40 Tobi und wir fahren mit den Rädern von Ludwigsburg nach Neuwirtshaus zu Martin, wo unser Begleitfahrzeug steht, mit dem wir nach Stuttgart-Vaihingen zum Treffpunkt shutteln. Und dann geht es los! Heckengäu, Nagoldtal und weiter nach Altensteig, wo uns die gesperrte Ortsdurchfahrt vor eine kleine Herausforderung stellte. Im geschlossenen Verband erreichen wir die Mittagsverpflegung hinter Freundenstadt. Nach einer kurzen Rast im Schatten und dem hervorragenden Catering von Beate rollen wir gestärkt nach Schiltach. Dort beginnt die Kletterei, über die für den Schwarzwald typischen giftigen Anstiege. Die Sträßchen fast autofrei. Ein Track mit "mega Flow", dass ich mich selbst manchmal wundern muss, was ich da an GPS-Track zusammengestrickt habe. Ab Furtwangen wieder etwas mehr Verkehr, aber es ist nicht mehr weit zum Ziel, einem Landgasthof an der Schwarzwaldhochstraße. Jetzt haben wir uns ein (hoffentlich) leckeres Abendessen verdient.

05.07.2019


Samstag 6. Juli 2019

Etappe 2: 160 Kilometer, 2.900 Höhenmeter

Furtwangen-Neueck – Oberbipp

Der Tag begann mit einer kurzen Abfahrt zur Hexenlochmühle. Von dort erklommen wir den Thurner, was wir aufgrund des moderaten eher schwarzwald-untypischen Profils problemlos zu meistern war. Vorbei an Titisee und Schluchsee geht es nach Stankt Blasien. Ein landschaftliches Highlight war die lange Abfahrt durch das Albtal. Wir überquerten den Rhein und kurz dahinter die Schweizer Grenze. Auf verkehrsarmen Straßen ging es durch das Basler Land, wo uns ein paar giftige Anstiege erwarten bevor wir unser Ziel Oberbipp in der Nähe von Solothurn erreichten. ↗Gasthof Bären

↗Facebook-Bericht von Frank:

Nach einer genehmen Nacht im Schwarzwald auf 1000 m Höhe ging es in rasanter Abfahrt das Hexenloch hinab bevor uns beim nächsten Anstieg dann beinahe der Teufel holte. Entlang der sehr schönen Alb an Laufenburg vorbei fuhren wir über kleine verkehrsarme Sträßchen in die Schweiz. Nachdem vormittags die Höhenmeter eher spärlich waren, holten wir dieses Manko nachmittags auf. Eine Gruppe entschied sich, eine abgespeckte Variante zu fahren und sich beim einsetzenden Regen shutteln zu lassen. Die andere Gruppe fuhr zornige Buckel um Buckel mit Steigungen bis zu sagenhaften 24 Prozent hoch, um eine Regenpause im Kuhstall mit sehr netten und schleckigen Insassen einzulegen. Die restlichen gut 30 Kilometer waren noch fordernd, schlussendlich aber machbar. Das geniale Hotel, das leckere Abendessen und der um 10 Prozent gewachsene Oberschenkel-Umfang machten die Strapazen mehr als wett.

06.07.2019


Sonntag 7. Juli 2019

Etappe 3: 185 Kilometer, 2.000 Höhenmeter

Oberbipp – Thonon-les-Bains

Von den Ausläufern des Juras fuhren wir an das südliche Ufer des Genfer Sees. Das Profil war leicht wellig und es bot sich an, diese Etappe im Belgischen-Kreisel-Formation, durch effektives Ausnutzen des Windschattens und Ablösen bei der Führungsarbeit energiesparend hinter uns zu lassen. ↗Hôtel Arc en Ciel

↗Facebook-Bericht von Holger:

Eine lange Etappe steht uns bevor und einigen ist angesichts der Länge etwas mulmig zumute. Immerhin stehen 185 Kilometer und 2000 Höhenmeter auf den Plan. Woher die Höhenmeter kommen sollen wissen wir noch nicht wirklich. Auf dem Profil sieht alles recht harmlos aus. Eigentlich waren Gewitter angesagt, die uns bis auf ein paar harmlose Tropfen nichts anhaben konnten. Stattdessen Sonne (fast) pur. Wir entscheiden uns mit 15 Mann (und Frau) belgisch zu kreiseln, was am Anfang nicht wirklich flüssig funktioniert. Aber wir haben noch ein paar Meter zu üben. Der Track überraschend abwechslungsreich. Viele fast autofreie Abschnitte über "Veloroutes" mit vielen Wellen und giftige Rampen, die wir so nicht auf dem Schirm hatten. Nach der Mittagsverpflegung geht es runter nach Montreux und weiter am Ufer des Genfer Sees entlang. Wir verlassen die einigermaßen verkehrsreiche Straße, stechen einen letzten Anstieg hoch und erreichen über ein paar Dörfer unser Ziel Thonon-les-Bains. Beim Italiener lassen wir den Abend ausklingen, erhaschen noch einen Blick vom "Belvedère" aus auf den Hafen und genießen die Abendstimmung über dem See.

16.07.2019

Ergänzung von Ulf:

Übrigens das Kreiseln wurde im Laufe dieser Etappe immer besser, sodass wir, in geeigneten Streckenabschnitten einen richtig guten Fow hatten.


Montag 8. Juli 2019

Etappe 4: 150 Kilometer, 2.330 Höhenmeter

Thonon-les-Bains - Montmélian
Ab dieser Etappe standen “echte” Pässe auf dem Programm. Der Col de Jambaz stellte Aufgrund des flachen Profils keine Schwierigkeit dar. Die Abfahrt führte uns duch das Risse-Tal hinunter ins Arve-Tal. Durch die Borne-Schlucht erklommen wir den Col de St.-Jean-de-Sixt und erreichen nach drei weiteren kleinen Pässchen unseren Zielort im Tal der Isère. Die Steigungsprozente auf der Etappe insgesamt fielen gemäßigt aus. ↗Hôtel La Clé des Champs

↗Facebook-Bericht von Holger:

Nach der Etappe am Vortag quer durch die Schweiz, einer ordentlichen Portion Pizza oder Pasta beim Italiener und der Nacht am Genfer See, geht es in die Berge. Die Steigungsprozente fallen an allen Anstiegen (Col de Jambaz, Col de St. Jean-de-Sixt, Col du Marais und Col de Tamié) eher gemäßigt aus. Daher hab ich mir für die ambitionierten Fahrer eine verlängerte Variante ausgedacht und "La Montée du Semnoz" eingebaut. Davor halten wir auf ein Eis oder doppelten Espresso am Lac d'Annecy bevor es nach wenigen Metern in den Anstieg. Das Koffein ist der richtige Treibstoff für die 17,4 Kilometer und 1212 Höhenmeter, hart aber der Ausblicke auf den Lac d'Annecy und das Montblanc-Massiv sind großartig. Über eine Art Hochplateau und die Nordseite des Col de Frène fahren wir ins Isère-Tal ab zu unserem Ziel in Montmélian. Die Quartier-Suche gestaltete sich dort bei der Tour-Planung schwierig (entweder Schloss mit Golfplatz oder irgendwas runtergekommenes. Nach Chambéry wollte ich mit der Gruppe nicht reinfahren). Begeistert hat mich die Lage des Hotels am Kreisverkehr einer Route Nationale wenig, konnte mich aber erinnern, ein "Menu Gourmand" bestellt zu haben und so begeistere uns das Vorspeisen-Buffet mit allen Leckereien, die Frankreich zu bieten hat. Ich war mir nicht mehr sicher, ob das "à volonté" (so viel man will) war. Das Personal füllte aber wohlwollend nach.


Dienstag 9. Juli 2019

Etappe 5: 130 Kilometer, 3.130 Höhenmeter

Montmélian – St. Jean en Royans
Auf dieser Etappe durchquerten wir die Chartreuse, eine Gebirgskette zwischen Genf und Grenoble, um in das Vercors zu gelangen. Die ersten zehn Kilometer nach unserem Start im Isère-Tal waren flach und gaben uns die Gelegenheit zum Einrollen. Danach folgten drei landschaftlich reizvolle Pässe. Den Anfang macht der Col de Granier, gefolgt vom Col de Cucheron und dem Col de Porte. Nach einer langen Abfahrt ging es über Villard de Lans, der Bourne-Schlucht entlang zu unserem Ziel in St. Jean en Royans. ↗Hôtel Logis le Castel Fleuri

↗Facebook-Bericht von Holger:

In der Nacht gab es Gewitterschauer, die noch am Morgen ihre letzten Auswirkungen zeigen. Das Regenradar zeigt uns jedoch, wenn wir starten, wird es trocken sein.
Heute steht die Durchquerung der Chartreuse und die Ankunft im Vercors auf dem Plan. Wir rollen ca. 10 Kilometer auf einem kleinen Sträßchen bevor es den Col du Granier hochgeht, der sich mit seinen Steigungsprozenten als echter Giftzwerg entpuppt. Selten unter 9 Prozent auf 8 Kilometer bei gefühlten 150 Prozent Luftfeuchte hat uns das Teil ganz schön ins Schwitzen gebracht. Im weiteren Verlauf überqueren wir 2 weitere weniger steile Pässe. Die Luft wird klarer und deutlich angenehmer. Motorisierter Verkehr ist nicht wahrnehmbar. Wir haben das Gefühl auf den Straßen allein zu sein und genießen die Ruhe.
Nach der engen Abfahrt vom Col de Porte queren wir erneut die Isère, fahren einen langen, mäßig steilen Anstieg nach Villard-de-Lans hinauf. Spürbar mehr Verkehr, aber die Straße ist breit. Oben angekommen, dunkle Wolken und kurze Flucht vor dem einsetzenden Regen unter das Dach der Bushaltestelle. Das Ende des Gewitterschauers ist schon in Sicht; wir fahren weiter und stauen über die scheinbar niemals enden wollende Abfahrt durch die Gorges de la Bourne. Unsere Unterkunft ist ein familiengeführtes Hotel mit viel Charme, einem Pool und kleinem Park mitten im Ortskern von St. Jean-en-Royans.

22.07.2019


Mittwoch 10. Juli 2019

Etappe 6: 160 Kilometer, 2.630 Höhenmeter

St. Jean en Royans – Visan
Zum Einrollen hatten wir auf dieser Etappe keine Zeit. Dafür wurden wir mit einem der Highlights dieser Tour belohnt, der Route Combe Laval. Atemberaubend war der Blick in die Tiefe. Teilweise 700 Meter senkrecht stürzt die Felswand senkrecht nach unten.

Nach einer schönen Abfahrt vom Col de Rousset ins Tal der Drôme begrüßt uns die Provence mit den Lavendelduft und Grillengezirpe. Wir folgten dem Lauf der Rouanne über den Col Lescou und den Col de la Sausse. Ab der Passhöhe ging es die letzten 35 Kilometer nur noch bergab zu unserem Ziel Visan. ↗Hôtel du Midi

↗Facebook-Bericht von Holger:

Die defekte Kaffeemaschine sorgt für Hektik am Morgen, der Frühstücksraum im sonst echt netten Hotel nicht gruppentauglich. So verzögert sich unsere Abfahrt... es ist nicht alles immer alles perfekt. Die Strecke lässt uns schnell den Morgen vergessen. Atemberaubend die Route Combe Laval mit grandiosen Ausblicken in eine Art Talkessel (Cirque). In bester Laune, total geflasht von der Landschaft erreichen wir die Passhöhe des Col de la Maschine. Im weiteren Verlauf geht die Strecke durch meist bewaldetes Gebiet und weitere kleine Pässe. Auch hier kein motorisierter Verkehr. Aus einem Tunnel kommend, erblicken wir die Abfahrt des Col du Rousset, deren Anblick unseren Abfahrts-Spezialisten ein Lachen ins Gesicht zaubert. Wir erreichen die Drôme, folgen einer kleinen Schlucht, vorbei an blühenden Lavendelfeldern, fahren über mehrere weitere kleine Pässe bis wir die frisch geteerte Abfahrt vom Col de la Sausse und die Gorges des Trentes Pas hinunter in das Aigues-Tal sausen.
In Nyons halten wir auf ein Eis, Kaffee oder Kalt-Getränke.
Es ist ganz schön windig, aber wir ziehen die letzten Kilometer voll durch bis Visan, ein kleines mittellalterliches Dörfchen in dessen Zentrum unsere Unterkunft liegt. Die Besitzer, ein junges Paar, haben uns ein Abendessen im benachbarten Restaurant organisiert, wo wir den Abend ausklingen lassen.

23.07.2019


Donnerstag 11. Juli 2019

Etappe 7: 120 Kilometer, 2.400 Höhenmeter

Visan - Manosque
Über das malerische Vaison-la-Romaine fuhren wir über einen ruhigen Nebenweg nach Malaucène. Von dort aus erklommen wir auf den Gipfel des Mont Ventoux.

Auf knapp 21 Kilometern klettern wir 1567 Höhenmeter nach oben auf den Gipfel und fuhren die relativ frisch geteerte Abfahrt nach Sault. Das „Hinterland“ des Mont Ventoux ist etwas karg. Der Zielort Manosque ist die Partnerstadt von Leinfelden-Echterdingen. ↗Hôtel du Terreau

↗Facebook-Bericht von Holger:

Es ist Halbzeit. 6 Etappen mit vielen Highlights liegen hinter uns, 6 mit weiteren vor uns und eines davon steht heute auf dem Plan: Der Gigant der Provence, der mystische Berg, der Mont Ventoux. Für knapp die Hälfte ein alter Bekannter, für den Rest ein Unbekannter.
Dank Ortskenntnissen führe ich den Track über kleine Nebenstraßen ohne Verkehr aber gutem Belag nach Malaucène. Auf dem Weg passieren Vaison-la-Romaine, nur irgendwie hab ich's vermasselt, die berühmte römische Brücke mit auf den Track zu nehmen 🙈.
Wir füllen unsere Flaschen in Malaucène am Brunnen an der Kirche und nehmen den Anstieg in Angriff. Die Wetterbedingungen sind top, kaum Wind und noch nicht zu heiß. Obwohl ich die Szenerie bereits kenne, wundere ich mich, wer oder was diesen Berg hochfährt.
Eine Zeit lang begleitet uns ein dunkler BMW, Radträger am Heck, belgisches Kennzeichen. Die junge Fahrerin (mein persönlicher Fan?) steigt an Haltebuchten aus und lächelt mir wohlwollend zu (oder ist es Mitleid) bis sie uns im späteren Verlauf überholt, auf dem Radträger sitzt jetzt ein Rennrad.
Frieder wartet mit dem Begleitfahrzeug am Abzweig der Skistation Mont Sérein bis der letzte Teilnehmer passiert ist.
Auf dem Gipfel herrscht reger Betrieb, wir machen die obligatorischen Bilder und stürzen uns in die Abfahrt nach Sault. Wir sind schnell, so schnell, dass unser Begleitfahrzeug-Team noch nicht mal 5 Minuten vor uns da ist.
Wem der Ventoux nicht gereicht hat, gibt es eine "Extended Variante", für die sich etwas die Hälfte entscheidet. Nach einer erneuten langen Abfahrt an den Gorges de Vaumale et de Lioux vorbei, leuchten uns die ockerfarbenen Felsen von Roussillon von weitem entgegen. Am liebsten hätte ich noch Gordes und MUrs mit uns Programm genommen, aber dazu ist es zu heiß und es wäre zu weit. Im Hinterland geht es wellig weiter, erneut durch eine Schlucht, bevor wir nach einem kurzen Getränkestop unser Hotel in der Altstadt von Manosque erreichen.

25.07.2019


Freitag 12. Juli 2019

Etappe 8: 159 Kilometer, 2.500 Höhenmeter

Manosque – St. Martin d’Entraunes
Heute stand ein weiteres Highlight auf dem Plan: der Grand Canyon du Verdon. Vom Durance-Tal aus fahren wir den Verdon entlang, vorbei am Lac de Sainte Croix nach Moustiers-Sainte-Marie. Ab hier ging es den Canyon hinauf, von dem sich uns atemberaubende Ausblicke in die Schlucht eröffneten. Wir folgen dem Lauf des Verdon weiter bis zum Lac de Castillon. Auf den 20 Kilometern „Route National“ über den Col de Toutes Aures, der den Übergang vom Verdon- ins Var-Tal markiert, war nicht allzu viel Verkehr. Im weiteren Verlauf folgten wir der Gorges de Daluis, der uns durch ihre roten eisenoxidfarbenen Felsen begeisterte, zu unserem Ziel St. Martin d’Entraunes. ↗Hôtel La Vallière du Mercantour

↗Facebook-Bericht von Holger:

Da die wir irgendwie in die Seealpen kommen wollen, führt uns der Track zurück in den Norden. Dank Frieders (Friedrich Schneider) Empfehlung haben wir die Gorges du Verdon eingebaut. Das Höhenprofil verheißt nichts gutes, da es gefühlt immer leicht bergauf geht.
In Manosque starten wir pünktlich einer "Route Departmentale" folgend bei strahlendem Sonnenschein. Es geht stets leicht bergauf, die Straße etwas breiter und der motorisierte Verkehr wahrnehmbar, Aussicht keine. Thies und ich geben das Tempo vor damit wir im maximal kompakten Verband für den motorisierten Verkehr leicht zu überholen sind. Irgendwann endet der Anstieg, der Verkehr lässt schlagartig nach, um uns herum Lavendelfelder, eine Bergkette am Horizont. Wir passieren das am Felsen klebende Städtchen Moustiers-Sainte-Marie (eigentlich mal als Etappenziel geplant), folgen dem Straßenverlauf und es eröffnen sich uns atemberaubende Blicke in die Verdonschlucht sowie den Lac de Sainte Croix. Was für eine spektakuläre Landschaft! Die Steigungsprozente und Temperatur noch angenehm, ein paar Abfahrten und Auffahrten, Stauseen, Passagen am Verdon entlang bis Thies auffällt: "Wir fahren ja Route Nationale". Normalerweise ein absolutes "No go", aber dank Recherche bestätigt sich, dass der Verkehr nicht wirklich stört. Die Abfahrt vom Col de Toutes Aures hat mächtig "Flow". Die Straße ist breit, die schnellen Abfahrer bremsen die weiten Kurven nur leicht an. Ein weiterer Getränkestop bis es dem Lauf des Vars folgend auf die letzten 25 Kilometer geht (leicht bergauf 😀) unserem Etappenziel entgegen. Mittlerweile ist es ziemlich heiß, aber es wartet noch ein weiteres Highlight auf der Strecke. Die Gorges de Daluis. Tief im Tal eingeschnitten verläuft der Vars, fast senkrecht abfallende dunkelrote Felswände, einfach atemberaubend. Ein letzter Getränke-Sonderstop am lokalen Supermarkt in Guillaume. Noch 10 Kilometer und wir sind am Etappenziel.
Meine Vermutung bestätigte sich: Das Hotel la Vallière empfängt eher selten Gäste. Die Besitzerin empört, als wir unser mitgebrachtes Panaché auf der Hotel-Terrasse konsumieren, was mich dazu veranlasste, den Eisbrecher zu spielen und aus meinem vollem Französisch-Repertoire schöpfend mit Engelszungen zu beschwichtigten.
Das Abendessen war okay... und im weiteren Verlauf des Abends haben wir die kompletten gekühlten Panaché-Vorräte der "Eisprinzessin" leer getrunken. Hoffen wir, dass "La Vallière" für die nächste Radlergruppe besser gerüstet ist.

25.07.2019


Samstag 13. Juli 2019

Etappe 9: 122 Kilometer, 2.500 Höhenmeter
St. Martin d’Entraunes - Guillestre
Gleich nach dem Start ging es hinauf zum Col de la Cayolle. Nach der Abfahrt nach Barcelonette rollten wir das Ubaye-Tal hinunter, am Lac de Serre-Ponçon entlang zu unserem Zielort Guillestre. ↗Hôtel Le Catinat Fleuri

Traumhaft einsamer, ruhiger - ohne motorcycle - aber mit Bergblütendüften, d.h. allen Sinnen zu genießenden Anstieg zum Col de Cayolle.

Restaurant Empfehlung: Dedans Dehors in Guillestre -  ein Guide Michelin-Restaurant, mit einer urige Atmosphäre in einem Keller (Dedans) mit einer alten Scheuer darüber (Dehors). Das Restaurant befindet sich in einer engen Gasse in der Nähe des Central Kirche. Ausgezeichnetes Essen, hervorragende Qualität mit individueller Note, freundlicher Service, unbedingt empfehlenswert! Übrigens die Ente war hervorragend!

Text und Bild: Ulf


Kaiserwetter bei der Königsetappe

Bericht von Georg

Samstag 13. Juli 2019

Etappe 9 (Extended): 147 Kilometer, 3.776 Höhenmeter
St. Martin d’Entraunes - Guillestre

 

Für die Etappe über den Col de Cayolle, Auffahrt zum Col de Restefond al Bonette mit Cime de la Bonette und über den Col de Var konnte ich glücklicherweise Uwe, Frank und Stefan als Mitstreiter gewinnen. Das war auch gut so, den sie ist mit zwei HC- und einem Kategorie-1 Ansteig kein Pappenstiel.

 

Bei wolkenlosem Himmel machten wir uns etwas vor der restlichen Gruppe auf den Weg. Das verkehrsarme Sträßchen zum Col de Cayolle beschert uns immer wieder atemberaubende Ausblicke auf die Gipfel der umliegenden Berge des Mercantur. Der lange Anstieg lässt sich gut bewältigen, denn die Steigungprozente gehen nie in den zweistelligen Bereich.
Für mich ein absoluter Genußpass und landschaftlich ein wirkliches Highlight. Bei der Abfahrt Richtung Barcelonnette ist etwas Aufmerksamkeit geboten, da der Straßenbelag nicht immer der Beste ist. Kurz vor Barcelonnette erwarten uns Beate und Frieder mit gewohnt toller Verpflegung.

Leider müssen wir erfahren, dass Martin bei der Abfahrt vom Col de Champs gestürzt ist und ins Krankenhaus gebracht wird.

Mit gemischten Gefühlen fahren wir weiter Richtung Jausiers und gehen den Anstieg zum Cime de la Bonette an. Der Verkehr ist etwas stärker, aber kein Problem. Es macht einfach Spaß, bei so einem Wetter den Berg zu bezwingen und je höher ich komme, umso mehr verschmelze ich mit Landschaft und meinem Rad.
Nach unzähligen Serpentinen kommt die Ringstrasse um den Gipfel, die sie zur höchsten Passstrasse Europas macht, in Sicht. Der Anstieg wird kurz zweistellig, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Oben ist reichlich Betrieb, aber der Ausblick ist unglaublich. Die Fernsicht an diesem Tag beträgt sicher weit über 100 Kilometer und die Temperatur hier in über 2800 m liegt über 20 Grad Celsius, besser hätte es nicht kommen können! Zwei Mädels aus Österreich haben den Anstieg auch bewältigt,
sogar mit Gepäck auf dem Rennrad, Respekt!

Nach einigen Fotos machen wir uns wir auf den Weg in die nicht endenwollende Abfahrt. Unten in Jausier beschließen wir, unsere Glykolspeicher erst mal wieder mit Pizza und Pasta aufzufüllen, bevor wir den letzten Anstieg zum Col de Var in Angriff nehmen. Der etwas unrythmisch zu fahrende Anstieg erwartet uns im oberen Teil mit etwas Gegenwind. Danach genieße ich die tolle Abfahrt nach Guillestre, mit phantastischer Aussicht in das Ecrins-Massiv. Die Strecke Barcelonnette - Jausier - Col de Var - Guillestre ist in diesem Jahr (25.7.) auch Teil der Tour de France und ich bin gespannt, wie sich die Profis dort schlagen werden.

Text und Bilder: Georg / 25.07.2019   


Sonntag 14. Juli 2019

Etappe 10: 143 Kilometer, 2.500 Höhenmeter

Giullestre - Demonte
Es geht zum Dach der Tour, dem Col d’Agnel. Bevor es in den Anstieg ging, konnten wir uns ca. 20 Kilometer durch die Gorges de Guil aufwärmen. Von Vielle-Ville schlängelte sich das Sträßchen sehr schön auf 21 Kilometer 1.370 Höhenmeter hinauf. Die ca. 50 Kilometer Abfahrt durch das Valle Varaita zählte Aufgrund des schlechten Straßenbelages und des sonntäglichen italienischen Ausflugverkehrs nicht zu den Highlights. Über eine kleines Pässchen, der Colleta di Rossana gelangen wir ins Valle Stura, dem wir zu unserem Zielort Demonte folgen. ↗Albergo Moderno   (↗Link über "Restaurant Guru" Portal)

Für die  Kletterkünstler unter uns bot sich ab Kilometer 75 in Sampeyre eine deutlich anspruchsvolle Variante (insgesamt 150 km und rund 4.800 Hm) an. Hier konnte man die Abgeschiedenheit der Berge, über den Colle di Sampeyre ins Valle Maira geniesen. Von dort aus ging es hinauf zum Colle d’Esischie und zum Colle dei Morti und hinab zum Zielort Demonte.

Eine weitere landschaftlich reizvolle und sehr anspruchsvolle Variante ist die Auffahrt zum Colle dei Morti über das Valle Grana. Mit dieser Variante kam man auf rund 170 Kilometern und 4.000 Hm


Montag 15. Juli 2019

Etappe 11: 110 Kilometer, 2700 Höhenmeter
Demonte – Roquebilière
Nach unserem Abstecher nach Italien sollte es eigentlich per Rennrad zurück nach Frankreich gehen.

Tourbeschreibung: Bevor wir den den  Col de la Lombarde erklimmen, können wir uns knapp 15 Kilometer im Tal warm fahren. Der Anstieg auf italienischer Seite ist landschaftlich reizvoll, die Abfahrt vom Lombarde auf französischer Seite hervorragend. Über den Col de St. Martin erreichen wir unseren letzten Etappen Ort Roquebilière im Tal der Vésoubie.

↗Hôtel St. Sebastian

Bildquelle: IL METEO
Bildquelle: IL METEO

Aufgrund von morgendlichem Dauerregen, am Montag des 15. Juli 2019, in Demonte und wie sich später herausstellte, Schneeregen bei zwei Grad auf dem Lombarde, entschieden wir uns, für die Etappe einen Busshuttle zu organisieren. So hatten schonmal wir die Gelegenheit, unser Inside-Radtransportsystems für unser Begleitfahrzeug umfänglich zu testen.

 

Wir werden die Etappe mit Sicherheit, bei einer unserer nächsten GrandTouren nachholen. Der Anstieg zum Lombarde führt im untern Streckenverlauf durch schattigen Wald. Bei Wetter, wie in den zurückliegenden zehn Tagen sicher ein Traum.


Dienstag 16. Juli 2019

Etappe 12: 60 Kilometer, 441 Höhenmeter
Roquebilière – Cagnet-sur er
Der Schlussakt: Wir rollten am Morgen das wildromantische, noch kühle, Vésubie-Tal entlang bis Plan du Var. Da das Var-Tal eher unattraktiv ist, verliesen wir dieses nach zwei Kilometern wieder und fuhren auf ruhigen Nebenstraßen an unser Ziel Cagnet-sur-Mer.

↗Facebook-Bericht von Holger:

Nach 12 Etappen erreichten wir gegen Mittag unser Ziel. Nachdem Räder und Gepäck im Begleitfahrzeug verstaut waren, ging es nach einem Bad im Mittelmeer in die Altstadt von Nizza und anschließend zum Flughafen.

17.07.2019


Unser Chef du Tour, Holger, wies uns auf zwölf wunderschönen Routen den Weg nach Nizza.

Wenn nichts mehr geht, geht Meer.


Landschaft pur auf der Tour

Festgehalten von Stefan


Erfahrungsbericht von Michael

Natürlich war der Respekt vor der Tour riesig. Hatte ich doch noch nie vorher was Ähnliches gemacht. 12 Tage lang jeden Tag plus minus 150 Kilometer mit entsprechenden Höhenmeter zu fahren, konnte ich mir kaum vorstellen. Ich dachte, das ist so wie 12 Tage lang zwischen Stuttgart und Straßburg hin und her zu fahren. Nicht besonders aufmunternd, wenn ich mich erinnerte, wie erledigt ich nach diesen Touren mit dem RTC Stuttgart jeweils am Ende war. Beruhigend war lediglich, dass ich mit Ulf und Günther zwei Mitstreiter in meiner Altersklasse hatte.

Mit diesem Gefühl bin ich Freitag Morgens von Stuttgart aus gestartet. Wir fuhren im geschlossenen Verband bei recht zügiger Geschwindigkeit, was mir gleich höchste Konzentration abverlangte. Wir kamen bis hinter Freudenstadt auch rasch voran, wo uns Frieder und Beate auf einem Rastplatz mit einer perfekt gerichteten Verpflegungsstation erwarteten. Auf dem Abschnitt am Nachmittag haben mich dann aber meine Befürchtungen wieder eingeholt. Meine Beinmuskulatur hat komplett blockiert, so dass ich nur noch aus dem Verband ausscheren konnte.  Hier hat mich Henning, unser Schlussmann und Einsammler aufgegabelt. Für ihn war der Fall klar: Salzmangel. Also sind wir den nächsten Bauernhof angesteuert, zufällig saß die Familie vor dem Haus, ich bekam einen halben Teelöffel Salz und eine Flasche Sprudel zum nachspülen und wir fuhren weiter. Und tatsächlich, die Beine wurden wieder locker und wir erreichten unser erstes Etappenziel. Die Unterkunft war ruhig und das Essen  gut und reichlich und in der Gruppe knüpfte man die ersten Kontakte.

Am zweiten Tag ging es mir schon besser, den dritten Tag fand ich ganz schön anstrengend, allein schon wegen der Distanz, aber immerhin, wir erreichten den Genfer See. Am vierten Tag kamen die ersten Berge, was mir entgegenkam. Langsam bekam ich die Vorstellung es zu schaffen. Der Tagesablauf wurde Routine. Aufstehen, frühstücken, packen, starten, fahren, Verpflegung, fahren, ankommen, Trikot waschen, duschen, kurz ausruhen, Abend essen, schlafen.

Die Routen hätten von Holger kaum besser gewählt sein können, die Unterkünfte jede für sich sehr individuell und gut. Wir hatten fordernde Aufstiege, phänomenale Ausblicke, rasante Abfahrten. Die Gruppe wuchs mehr und mehr zusammen, kleine Animositäten außer acht gelassen. Am neunten Tag ist Martin gestürzt. Alle waren wir betroffen. Es hätte jeden von uns treffen können. Beate und Martin mussten zurück reisen.

Im weiteren Verlauf war ich bei den Bergfahrten immer noch gut dabei, während ich bei langen abschüssigen Straßen und auf der Ebene ein ums andere Mal den Anschluss verlor. Aber es war immer jemand da, der mich an die Gruppe wieder heran bringen konnte. Der letzte Tag hat das Zusammenwachsen der Gruppe noch mal versinnbildlicht. Gemeinsam sind wir unserem Ziel entgegen gerollt. Schon von weitem konnte man das Meer sehen. Und verlässlich, wie immer hat uns Frieder an der Promenade mit einer letzten Verpflegung erwartet. Geschafft, was für eine Erfahrung!
Mein Dank gilt allen voran Holger für die Planung und Leitung, ebenso Frieder, der sich gewissenhaft und verlässlich mit seinem Fachwissen um die Gruppe gekümmert hat, Beate die uns bis zum achten Tag fürsorglich verpflegt hat, Ulf, der für die Organisation in der Funktion als Vorstand unerlässlich war, Thies der sich mit seiner ruhigen Art, immer wieder selbstlos in die Gruppe eingebracht hat, Henning der aufgepasst hat, dass Niemand verloren ging und Elvira, die im Hintergrund für die Finanzen tätig war.

Mein Respekt und meinen Dank gilt auch Günther. Tolle Leistung! Und konnten wir uns nicht ganz gut gegenseitig immer wieder motivieren? Respekt auch vor Tinas Leistung, die unter lauter Männern so gut mithalten konnte. Gruß und Danke an alle Teilnehmer. Gute Besserung wünsche ich Martin. Ich hoffe es war nicht unsere letzte gemeinsame Ausfahrt.

Text: Michael / 21.07.2019

Bilder: Thies, Ulf


Stenogrammrückblick von Ulf

Selfie-Schatten bei Sonnenschein, der uns fast auf der ganzen Tour begleitete. Schweizerkreuz im Regen und heftigem Wind. Wie unschwer zu erkennen Radler-Balkons in der Sonne. Abendstimmung am Südufer des Genfersees. Begleitendes Fahrzeug nicht nur für die Verpflegung. Kleinere Reparaturen werden selbst, oder von Chefmechaniker Frieder, wenn notwendig in allen Lagen erledigt. Das zurückgelassene Rad an der Wand gehörte in früheren Zeiten wohl einem nicht so professionell ausgestatteten Team. Die Hotels hießen uns mit sehr leckerem Essen willkommen; Übernachtung unter Marilyn. Lavendelfeld mit Frieder als Fotograf. Bergankunft, fast nur mit Platzkarten möglich. Gefahr durch Wasser und Fels, Steinchen auf der Straße. Die Genussradler im Gorges de Daluis. Denkmal für den italienischen Fahrradprofi und Giro d´Italia-Sieger Michele Scarponi auf dem Col d’Agnel. Rätselhafte linksseitige Tattoos. Das wohlverdiente "große" Panaschè  unter schattenspendenden Bäumen.

Uhi, uhi, da fährt noch weit unten im Anstieg zum Col de la Lombarde, ein Reiseradler in kurzen Hosen - und wir - wir lehnen uns zurück und entspannen uns. Wie es dem Reiseradler wohl auf dem Lombarde erging? Bustransfer mit qualmenden Bremsen über den Col de la Lombarde und Col de St. Martin. Passschild mit Schnee. Hängebrücke vom und ins "Nirgendwo". Alle Räder zum Rücktransport im Sprinter verpackt. Dank an die gestressten Autofahrer, die uns auf der Tour begegneten und uns respektierten.

Meine persönlichen Hotel Favoriten waren: das ↗Hôtel Logis le Castel Fleuri in St. Jean en Royans und das ↗Hôtel du Midi in Visan.

Text und Bilder: Ulf / 17.07.2019


Aus der Sicht des Beleitfahrzeugfahrers Frieder

Für den RTC Stuttgart hatte ich die Gelegenheit, bei dessen 12 Etappen GrandTour von Stuttgart nach Nizza einen Mercedes-Benz Sprinter mit 5 Sitzplätzen und reichlich Ladefläche als Begleitfahrzeug für 16 Rennradfahrer zu steuern. Eine herausfordernde Aufgabe, vor allem in den teils sehr schmalen und in schlechtem Zustand befindlichen französischen Pässen der untergeordneten Kategorie.

Meine Aufgabe war es, das Gepäck zum jeweiligen Etappenziel zu transportieren und Catering-Chefin Beate bei ihrer frühmorgendlichen Einkauftour durch die Supermärkte und Bäckereien für die Tagesverpflegung zu unterstützen. Da die Radler, je nach Etappenlänge und den zu fahrenden Anstiegen, zwischen 8:00 und 8:45 Uhr starteten, war eigentlich immer Eile angesagt um einzukaufen und den reichlich gedeckten Mittagstisch auch rechtzeitig aufzubauen zu können. Möglichst an einer schönen Stelle und im Schatten, beides war nicht immer möglich. Ein schneller Abbau und ebenso schnelles Beladen des Sprinters war stets von Vorteil, da es galt, eine zweite Verpflegungsstelle gegen Ende der Etappen aufzubauen. Diese bestand hauptsächlich aus Getränken, Bananen, Obst, Nüssen und Rührkuchen. Meistens schaffte ich es gerade noch so vor den Radsportlern im Hotel am Etappenziel anzukommen, damit diese ihr Gepäck in Empfang nehmen und ihre Zimmer beziehen konnten.

Die anspruchsvollste Etappe als Begleitfahrzeugfahrer war die von Saint-Martin-dʼEntraunes nach Guillestre am neunten Tag der RTC-Tour. Bei der Abfahrt vom Col de Champs stürzte Martin und brach sich das Schlüsselbein. Er wurde in ein Ärztezentrum nach Colmars eingeliefert und seine Frau Beate und ich mussten ihn von dort abholen. Von Barcelonnette ging’s über den meist nur eineinhalb PKW schmalen Col d’Allos, und das mit einem 1,94 m breiten, 6,54 m langen, und 2,57 m hohen Mercedes-Sprinter, der mehr einem Schiff ähnelte. Zurücksetzen um Spitzkehren herum in Ausweichbuchten wegen Gegenverkehr war noch harmlos gegen die Horden von Motorrädern die teils das komplette Sträßchen für sich beanspruchten und darauf vertrauen, dass die Autofahrer zurücksteckten. Eine Zeit lang steckte ich zurück, aber nur eine Zeit lang... Bei der Abfahrt nach Colmars haben wir noch Holger, Thies und Jochen getroffen und sie mit Getränken versorgt.

In einem Hotel verweigerte eines Morgens die für Radler lebensnotwendige Kaffeemaschine ihren Dienst und war erst nach sehr langen 10 Minuten wieder bereit ihren Dienst aufzunehmen. Zu lange. Drei Portionen Kaffee in meine mitgebrachte Thermosflasche waren einfach zu viel für hinter mir mit den Hufen scharrende Radler ...

Bei der Ankunft an der Côte d’Azur durfte ich noch einmal den Verpflegungsstand aufbauen und die mit einem freudigen Gesichtsausdruck ankommenden Radsportler versorgen. Geschafft !
Als der Sprinter gegen 13 Uhr mit den Rädern und Gepäck beladen war, fuhr ich mit Ulf und Thies ohne nennenswerten Halt zurück.

Den folgenden Tag verbrachte ich vorwiegend mit Schlafen um den Defizit der letzten Tage nachzuholen.
Der Dank gilt Allen, die zum Gelingen dieser einmalig schönen Tour ihren Teil beigetragen haben. Chapeau an die Fahrer, die trotz der enormen Anstrengungen immer gut drauf waren.

Text und Bilder: Begleitfahrzeugfahrer, Fotograf, Mechaniker und Kaffeejunkie
Frieder /23.07.2019


posing

Wie man unschwer erkennen kann, wir hatten unsern Spaß.

Bilder von Frieder und Thies:

Bilder von Stefan und Tobi

und Bilder von Georg:


Dank des Vorstandes

Mein Dank geht an alle Mitradler für die aktive Mitwirkung, die zum Gelingen beitrug.

Einen besonderen Dank an Holger für die Streckenplanung mit knackigen Anstiegen und schnellen, langen Abfahrten sowie die Auswahl der tollen Unterkünfte.

Dank auch an Beate, die uns mit allem notwendigen Kulinarischen zwischendurch versorgte.

Außerdem an Thies für vielfältige organisatorische Angelegenheiten vor und während der Tour.

Henning für die aufmunternde und zusprechende Aufgabe des Schlussmanns.

Last but not least an Frieder, für das Fahren des Begleitfahrzeuges, als "Fahnenträger", Fotograf, Chefmechaniker... und die zündende Idee für das Inside-Radtransportsystems.

Euer Ulf / 17.07.2019


Kommentare: 4 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Beate (Freitag, 26 Juli 2019 16:58)

    Auch wenn ich die Etappen meist nur zu Hälfte mitgefahren bin, hatte ich meinen Spaß. Jeder Tag hatte seinen Reiz, jede Etappe war für sich ein Highligt. Ebenso wie die Unterkünfte, die allesamt sehr gut waren und immer zur notwendigen Regeneration beigetragen haben.
    Mein Dank gilt in erster Linie Holger, der wirklich ein sehr gutes Auge für das Aufinden von schönen Radstrecken hat.
    Ebenso Danke an Tina, Ulf und Henning, die mich immer wiede ermuntert haben, doch auf´s Rad zu steigen und am Erlebnis teilzunehmen. Und die mich dann auch ins Ziel gebracht haben.
    Mein Dank gilt auch Frieder, der jeden Tag mit mir das Ziel hatte, die Gruppe bestmöglichst zu versorgen. Nur mit ihm war dies so möglich.
    Vielen Dank auch an Elvira, die nach unserem Ausfall nach der Tour die Überreste aus den Verpflegungskisten räumen durfte und sich um Bus und Räder kümmern musste.
    Über das Ende der Tour bin ich etwas traurig, Ich wäre gerne mit nach Nizza gekommen. Trotz allem bin ich froh, dass meinem Mann nicht mehr passiert ist. Das Schlüsselbein bekommen wir wieder heil,
    ich spreche ja aus Erfahrung.
    Somit freue ich mich auf das kommende Jahr und die nächste große Tour mit dem Rtc.
    Mo., 22. Juli, 21:50

    Nachtrag:
    Natürlich Danke an alle, die mitgefahren sind. Es war wirklich klasse, wie jeder seinen Teil zur Tour beigetragen hat. Es hat großen Spaß gemacht
    Mo., 22. Juli, 21:55

  • #2

    Martin (Freitag, 26 Juli 2019 17:04)

    Als wir am Freitag den 05.07.19 am S-Bahnhof Vaihingen gestartet sind war die Ansage nach 12 Tagen wieder gesund und sturzfrei anzukommen. Klar, das sagt man so, und nimmt es als selbstverständlich auf. Das es einen selbst treffen könnte, blendet man aus, zumindest war das bei mir so.
    Wir nahmen gemeinsam Fahrt auf und spulten Kilometer um Kilometer ab. Täglich bis zu 190km. Tausend neuer Eindrücke, die man gar nicht verarbeiten konnte soviel strömte auf einen nieder. Wir fuhren durch sagenhafte Landschaften, bergauf, bergab. Da hat Holger wirklich eine grandiose Tour gestrickt.
    Es war klar diese Tour wird sagenhaft, das Wetter passte, die Gruppe passte, meine Form passte dieses Jahr auch. Man wird diese Tour erst nach Nizza reflektieren können. Inmittendrin war keine Zeit.
    Dann kam Tag 9, es gab 3 Touren zur Auswahl. Ich entschied mich für die mittelschwere Tour über COL de Champs und Alos. Der Himmel war tiefblau an diesem Morgen, Stille am Aufstieg, frische Luft, herrliches Panorama, ich machte einige Bilder. Am Pass oben noch ein Gruppenfoto, Windjacke an und auf zur Abfahrt. Ich fahre gerne ab, ich fahre gerne schnell ab, aber immer mit einem Sicherheitspolster.
    So auch heute auf der Abfahrt des col de Champs. Der Asphalt neu und tiefschwarz, eben wie ein Billardtisch. Kurve links, Kurve rechts, man kommt in einen Flow, aber immer den eventuellen Gegenverkehr im Auge, immer bremsbereit, voll konzentriert.
    Dann eine langgezogene Linkskurve..... Klatsch.... da lag ich.... warum? Was war das? Wieso Sturz? Ich hatte im ersten Augenblick keine Erklärung. Ich blicke zurück.... Rollsplitt.... wieso hier Rollsplitt? Rollsplitt auf neuem Asphalt. Was soll das denn? Es gibt keine Antwort.
    Mittlerweile kamen auch Thies, Holger und Jochen und konnten die Gefahrenstelle grad noch meistern. Doch mir war sofort klar, Schlüsselbein ab, Tag vorbei, Tour vorbei. Dann kommen die Schmerzen, die körperlichen und die mentalen.
    Man gehört von einer Sekunde auf die andere nicht mehr dazu, wird das gesteckte Ziel Nizza nicht mehr erreichen, nicht in dieser bis dahin sensationellen Tour.
    Warum? warum? Warum? Es gibt keine Antwort........
    Sorry, dass mir das passiert ist, dass ich den Ablauf durcheinander brachte.
    Aber einen Dank an Frieder, der mich auf der Krankenstation abholte und ins Hotel brachte.
    Und den allergrößten Dank an meine Frau Beate, die sich um mich kümmert und mich ertragen muss, meine Leier immer wieder hören muss. Und auch für sie blieb das Ziel Nizza unerreicht, tut mir leid.
    Leider konnte ich bis jetzt die Erinnerungen an die ersten schönen 8 Tage mit Euch noch nicht abrufen. Aber die Zeit dazu wird kommen. Die Schulter wird heilen. Ich komme wieder, zur GrandTour2020.
    Euer Martin
    Mo., 22. Juli, 22:27

  • #3

    Ulf (Freitag, 26 Juli 2019 17:05)

    „Sorry… dass ich den Ablauf durcheinander brachte“, was heißt hier sorry - Dafür nicht! Da, lieber Martin, brauchst du dich nicht zu entschuldigen! Das Missgeschick, hätte definitiv jedem von uns passieren können. Erstmal wünschen wir DIR eine umfängliche, schnelle Genesung. Wir freuen uns auf DEIN wiederkommen zur GrandTour 2020. Eine GrandTour ohne Martin, ist keine GrandTour.
    Ulf
    Mi., 24. Juli, 14:37

  • #4

    Ulf (Freitag, 26 Juli 2019 17:09)

    Jetzt bin ich beim „Sorry“. Leider sind mir bei der mehrfachen Umgestaltung, der inzwischen doch umfangreichen GrandTour2019 Berichtseite (freu mich), die Kommentare von Beate und Martin zunächst
    abhandengekommen. Konnte diese aber wiederherstellen. Einzig die eigentlichen Zeiteinträge stimmen nichtmehr, diese habe ich jeweils unten, für den Originalzeitpunkt des Kommentars ergänzt.