Dal Mare - Alla Collina

oder: „Lust auf Pasta, Meer und Dolce Vita?“

Am 20. Mai 1971, 5 Uhr früh, Bar del Corso. 17 Rennradler der örtlichen Radsport-Gruppe "Fausto Coppi" machen sich auf zum "Primo Audax brevetto Appenninico cicloturistico di Gran Fondo Sociale" über 200 Kilometer und rund 3900 Höhenmeter durch den Appennin. Forza! Die Geburtsstunde der „Nove Colli“ und der Radfaszination von Cesenatico.

Von unserem Hotel Giulietta e Romeo aus konnten wahlweise eher flache Runden in Meeresnähe oder anspruchsvolle Touren in den Bergen geradelt werden. Die Etappen, zwischen 60 und bis zu 230 Kilometer mit bis zu 3500 Hm führten uns ins bergige Hinterland der Emilia Romagna durch verschlafene Dörfer und auf den Hügeln über meist verkehrsarme Straßen.

Über eine gemütliche Einrollrunde durch das Uso-Tal konnte man beispielsweise mit einem sanften Anstieg durch eine ziemlich naturbelassene Landschaft den Pass „del Grillo“ ansteuern.

In dieser Trainingswoche gab es auch was für Bergziegen und solche die es werden wollen: von Mercato Saraceno zum Beispiel den berüchtigten Barbotto 506 m mit 5,1 km und 380 Hm. Der Barbotto ist der vierte Pass der Nove Colli und verdankt seine Berühmtheit, dass er zum Schluss immer steiler wird. Was einigen Radlern aufgrund auftretender regnerischer Verhältnisse, an jenem Donnerstag, und der schon vorher abgeradelten Höhenmeter (Passo del Manzo 845 m, Passo della Braccina 957 m und dem Colle de Carnaio 776 m) gar nicht so bewusst wurde - Ergebnis eines guten Trainings an den vergangenen Tagen!
An diesem Donnerstag stand für zwei andere Gruppen als Zwischenziel zum Monte Cerignone bzw. Umkehrpunkt für die Genussradler San Leo auf dem Tourenplan. Nach einer ausgedehnten Cappuccino-Pause entschied sich ein Teil der Gruppe in schneller Talfahrt dem beginnenden Regen und damit verbundenem Temperatursturz zu entgehen. Die anderen warteten gemütlich in einer Bar (über 2 Stunden) auf dessen abklingen. Tja, die schnellen Talfahrer hat es voll erwischt. Je näher wir in flotter Fahrt der Meeresküste kamen, desto mehr verflüchtigten sich die schwarzen Wolken und die zum Schluss wärmende Sonne bei strahlend blauem Himmel ließ uns die ungemütliche Regenabfahrt vergessen und unsere Trikots und Radhosen trocknen. Wie Ingrid bei der Ankunft vor dem Hotel festgestellt hat: Alle lachten und haben sich abgeklatscht. Das gab es bei sonnigen Ausfahrten so nicht. Die Flucht vor dem Regen hatte uns zusammengeschweißt. Und ein paar haben festgestellt, dass die Genussradler auch schnell können, wenn sie wollen.

Ein Gruppe von ganz Ehrgeizigen nahmen am Dienstag die Möglichkeit wahr, auf den Spuren des Piraten, Marco Pantani, an dessen Hausberg „Il Cippo della Carpegna“ mit bis zu 18 Prozent Steigung zu trainieren.

 

Weitere Ziele waren Perticara, Sant'Agata Feltria um nur einige zu nennen. Auch die Genussfahrer haben sich von so mancher kurzen aber umso heftigeren Steigung > 18 % nicht aufhalten lassen. An einer wurden wir freundlicherweise von einem brennenden Grashaufenschnitt am Straßenrand eingeräuchert- super wenn die Lungen so offen sind!

Es ging aber nicht nur um Schnelligkeit, Kilometerfressen und Höhenmeter absolvieren, sondern auch darum, die schöne Hügellandschaft im Hinterland von Cesenatico, oder die Kultur bei einem Besuch des „Mausoleum der Galla Placidia“ in Ravenna zu genießen. Ein Pflichtprogrammpunkt war für die meisten eine Besichtigung der „Repubblica di San Marino“, die älteste bestehende Republik der Welt, mit seinen gut geteerten (ohne nennenswerte Schlaglöcher) aber anspruchsvollen Anstiegen. Unsere Genussfahrer-Gruppe fuhr die "Nacht-Tour" von Armin bei bestem wolkenlosem Wetter am Mittwoch. So konnten wir, teils per pedes durch die schmalen Gassen, die Aussicht vom Castello di San Marino an einem sonnigen Tag in vollen Zügen auf einer Sonnenterasse genießen - der Dolce Vita Teil der Woche. Man sieht also, bis auf das eine Mal hatten wir Glück mit dem Wetter.

Ansonsten galt: Die Straßen scheinen von Jahr zu Jahr schlechter und die Schlaglöcher von Jahr zu Jahr tiefer zu werden. Außerdem nervt zum Teil in den flachen Abschnitten bis zu den ersten Hügeln der Auto- bzw. je nach Streckenauswahl der doch erhebliche, nicht ungefährliche Schwerlastverkehr.

© Günter
© Günter

Nach den anstrengenden Touren wartete auf uns entweder ein Pasta-Büffet mit Kuchenauswahl oder eine leckere Steinofen-Pizza mit isotonischem Getränk an der hoteleigenen Strandbar - der Pasta-und-Meer-Teil der Woche. Und ab 19 Uhr gab es ein sehr leckeres Buffet zum Abendessen. Danke an das Hotelteam von Giulietta e Romeo, das uns bestens mit sehr Leckerem versorgte. Es gibt Gerüchte, dass Teilnehmer nach der Trainingswoche zwei Kilo mehr auf die Waage brachten.

Alle 38 Radler sind wohlbehalten am Samstag früh wieder in Tübingen angekommen. Zum Schluss bleibt mir nur der Dank an die unermüdlichen Organisatoren vom RV Pfeil Tübingen, insbesondere Sigi, Armin und Georg.

Übrigens, Holger hat sich gleich zu Beginn unserer Trainingswoche spontan entschlossen am Sonntag den 2. April 2017 den Granfondo Selle Italia Via del Sale zu fahren. Wie heißt es dort so schön: „4 Berganstiege und 1900 m Höhenunterschied. Für alle, die Energie und Kraft haben, um eine emotionsgeladene, lange Strecke zurückzulegen.

Cesenatico vom 1. bis 7. April 2017

Text und Bilder: Ulf

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