Lindau - Säntis - Donau - Filder 2015

Etappentour am 26. und 27. August 2015 Säntis und Benediktinerkloster Beuron

Das Wetter versprach die nächsten Tage traumhaft zu werden. Also entschlossen sich spontan drei Rennradler zu einem Rennrad-Kurzurlaub.

Dank Internet „räuberten“ wir kurzentschlossen bei unserem Freund dem LangstreckenPfeil Armin vom RV Pfeil Tübingen. Für nächstes Jahr 2016 hat er eine vier Tagestour geplant. Die 3. Etappe seiner Tour sollte von Hohenems (A) nach Singen (D) über 160 km, 2500 Hm und die 4. über 155 km und 2400 Hm wieder zurück nach Tübingen führen. Diese beiden Touren sollten, hoffentlich auch für uns Genuss-Kurzstreckenfahrer, machbar sein.
Also gesagt, getan am Mittwochmorgen heißt es 6:59 ab Stuttgart Hbf nach Lindau Ankunft 9:52, genügend Zeit um noch bei Tageslicht in unserem Etappenziel anzukommen.

1. Etappe: Lindau - Appenzell - Säntis - Wangen am Bodensee, 176 km 2240 Hm

Dorfbrunnen in Kobelwald
Dorfbrunnen in Kobelwald

In Lindau (Bild 1) bei noch kühlen 13 °C folgen wir zunächst dem Radweg entlang des Bodensees über Bregenz nach Fußach. Auf der Veloroute rheinaufwärts gelangen wir nach Montlingen. Ab hier vertrauen wir auf die langjährige Erfahrung und Streckenkenntnis von Armin. Das Rheintal verlassen wir kurz vor Rüthi, umfahren den Blattenberg und folgen kurz der Staatsstraße 13 (Bild 2). Nach dem Hirschsprung geht es links auf einem kleinen Sträßchen in Richtung Kobelwald (Bild 3). Hier beginnt der traumhafte Anstieg ins Hochtal von Appenzell. Immer wieder bietet sich ein Blick zurück ins Rheintal an. (Bild 4). In Kobelwald legen wir, nach 48 km, unsere erste kleinere Pause unter schattigen Bäumen am Dorfbrunnen ein. Das Thermometer ist in der Zwischenzeit auf 24 °C geklettert.

Ab Eichberg steigt die Straße 7 km in Serpentinen merklich an und wir erreichen schnell 770 m ü. NHN. Die Route bringt uns auf verkehrsarmen, kleinen Sträßchen (Bild 5) bis fast nach Appenzell. Zur Linken sehen wir in der Ferne unser heutiges Etappenhighlight, den Säntis (Bild 6). Ab Appenzell geht es auf der Staatsstraße 448 an Jakobsbad, der Talstation vom Kronberg, vorbei. An den Anstiegen gibt es immer eine Alternative einen gut ausgebauten Veloweg zu nehmen. Durchs Umäschtal radeln wir dem Säntis entgegen (Bild 7). Es wäre keine legendäre Armin-Tour, wenn er uns nicht auf die „Alte-Pass-Strasse“ (Bild 8) leiten würde, welche über die „Sieben Hütten“ (Bild ganz oben links) zur Schwägalp führt. Die Temperatur liegt an diesem sonnigen Tag hier oben auf 1367 m ü. NHN bei 30 °C. Landschaftlich einfach nur herrlich – für die Beine in Stufenabschnitten immer wieder eine kleine Herausforderung (Bild 9). Immer wieder müssen Elektro-Viehschranken passiert werden. Tipp: Einfach durchfahren – es passiert nichts. Der unmittelbar dahinter fahrende Radler sollte auf das zurückschwenken der Viehschranken achten, also am besten zum Vordermann etwas Abstand halten.

Der Säntis ist mit 2502 m ü. NHN der höchste Berg in der Ostschweiz. Vom Gipfel kann man in sechs verschiedene Länder sehen: Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und Italien.

Aufnahme entstand während des Bergauffahrens, leider wurde hierbei der Gipfel etwas gekappt, trotzdem lässt sich das Schwägalp-Panorama gut erkennen
Aufnahme entstand während des Bergauffahrens, leider wurde hierbei der Gipfel etwas gekappt, trotzdem lässt sich das Schwägalp-Panorama gut erkennen

Wir aber fahren auf der gut ausgebauten Schwägalpstraße  in sausender Fahrt nach Neu Sankt Johann. Von hier folgen wir dem Thurtal abwärts, zunächst meist linksseitig. Wenn es irgendwie geht folgt Armins Route immer auf kleinen, der natürlichen Landschaftsform angepassten Sträßchen bergauf-bergab. Auf der Staatsstraße 16, für den Fernverkehr gib es in diesem Anschnitt eine Umfahrung, so dass der Autoverkehr nicht besonders negativ auffällt, geht es durch Wattwil und Lichtensteig. Hier lassen wir ein „Cafe Huber“ in der Postgasse rechts liegen. Kurz vor Butschwil verlassen wir die Staatsstraße 16 nach rechts, durchqueren Ganterschwil, Jonschwil und den zweitgrößten Ballungsraum der Ostschweiz Wil.
Kurz nach Wil geht es wieder weiter auf kleinen Sträßchen über St. Margarethen bis Matzingen. Nochmals am Kirchbrunnen Wasser nachfüllen, Banane und Riegel für die letzten Höhenmeter über den Bergrücken des Irgel futtern. Ab hier folgen wir der „Alten Landstraße“ zur letzten größeren Ortsdurchquerung Frauenfeld unserer heutigen Etappe.
Über Weihningen und Herdern und schließlich mit dem wunderschönen, lang ersehnten Blick auf den Rheinarm des Bodensees (Bild 11) geht es nach Stein am Rhein. Schließlich gelangen wir, nach ca. 8 1/2 Stunden (inkl. 1 h Pause) auf der deutschen Seite nach Wangen unserem heutigen Etappenziel.


2. Etappe: Wangen am Bodensee - Benediktinerkloster Beuron - Tübingen - Stuttgart, 211 km 2160 Hm

Uferweg mit Schwanenfamilie
Uferweg mit Schwanenfamilie

Wir starten um 9 Uhr in Wangen, fahren wieder für ein kurzes Stück in die Schweiz um dann über Rielasingen nach Singen zu gelangen. Dort nutzt einer von uns die Chance seinen Rucksack per Postservice heimzuschicken.

In Singen radeln wir nach dem Bahnhof, ein Stück auf dem unbefestigten Uferweg an der Radolfzeller Aach und dem Stadtgarten entlang.

Ab Ehingen folgen wir dem schönen ruhigen „Wasserburger Talbach“ (Bild 1) zum Aussichtspunkt Witthoh (862 m ü. NHN).  Der Höhenzug ist Teil der Europäischen Hauptwasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer.
Von Tuttlingen geht es dem Donauradweg (Bild 3) folgend bis Fridingen. Hier müssen wir Rennradler das Donautal in Richtung Irndorf für kurze Zeit verlassen (Bild 4). Doch schon an der nächsten Kreuzung geht es wieder hinab zum Benediktinerkloster Beuron (Bild ganz oben rechts). Henning gibt uns im "Donaudäle" den nötigen Windschatten. Das "Däle" verlassen wir in dem wir dem Schmeietal bis Strotzingen folgen. Dort gibt es in der Kirche frisches lebendiges Wasser zu schöpfen und dies im wahrsten Sinne des Wortes.  Wir dürfen in der Sakristei unsere Wasservorräte auffüllen – Vergelt's Gott . Ab hier geht es zunächst im schattigen Wald in Serpentinen 150 Hm hoch auf die Schwäbische Alb. Über Harthausen auf der Scher gelangen wir, schon etwas erschöpft, zu einen Supermarkt vor Bitz. Bei Kilometerstand 130 am nördlichen Ortsende von Bitz erreichen wir mit 904 m ü. NHN den höchsten Punkt unserer heutigen Tour. Das Thermometer zeigt 30 °C.
"An der Wetterstation auf dem unmittelbar benachbarten Flugplatz Albstadt-Degerfeld wurde am 1. März 2005, bis dato, die kälteste jemals in Baden-Württemberg gemessene Temperatur von -36,1 °C verzeichnet. Mit durchschnittlich 1887 Sonnenstunden pro Jahr ist Bitz einer der sonnenreichsten Orte in Deutschland."

Ja, Sonne! Die hatten wir auch am zweiten Tag in Hülle und Fülle. Über Burladingen dem Tiefental folgend geht es durch Ringingen zum Kornbühl mit der Salmendinger Kapelle (Bild 8). Die Streckenführung verlässt ab hier die Alb und führt über Talheim weiter zum Tübinger Marktplatz. Hier gibt es nochmals Wassernachschub (Bild 9). Interessanter Weise haben wir hier genauso viel Kilometer auf dem Tacho wie am Vortag bei unserem Zieleinlauf. Um ehrlich zu sein, wegen mir hätte die Tour hier ihren Abschuss finden können. Wir dürfen aber noch auf die Fildern und so sind die 200 km und 10 Stunden (2 h Pause) überschritten.

 

Aufgrund des kurzfristigen Entschlusses war dies keine offiziell ausgeschriebene RTC-Tour. Trotzdem wollte ich euch von unseren Tour-Erlebnissen berichten. Unser Dank geht in erster Linie an LangstreckenPfeil Armin für die sehr schöne, abwechslungsreiche Streckenwahl. Wir drei hatten zwei erlebnisreiche Renn-Velo-Tage und einen leichten Sonnenbrand.  Zum Schuss wünschen wir allen, die mit Armin die Etappentour 2016  abfahren in jedem Fall schönes, trockenes Velo-Wetter.

Bilder und Text: Ulf / 29.8.2015