Tubeless

Vorteile von einem breiten Reifen am Rennrad

Breitere Reifen können bei gleichbleibendem Rollwiderstand mit niedrigerem Druck und einem damit verbundenem Komfort-Gewinn  gefahren werden. Wer sich über Stunden auf dem Rennrad wohlfühlt, kann mehr Leistung bringen und hat mehr Freude. Bei vier bar Druck „schluckt“ der Reifen kleine Unebenheiten auf der Straße, anstatt den unangenehmen Stoß auf Rad und Fahrer zu übertragen. So muss der Fahrer weniger Kraft aufwenden, um kleine Stöße mit dem Oberkörper zu absorbieren. Handgelenke, Arme und Schultern werden spürbar geschont.

Aerodynamik und Rollwiderstand

Der Luftwiderstand, eines Reifens hängt vom der Frontalfläche (Breite, Höhe) des Reifens und von dessen Profil ab. Die Felgenbreite sollte zur Reifenbreite (deren Wölbung) passen. Je flacher dieser Übergang ausfällt, desto aerodynamisch günstiger. Gute Rennrad-Reifenprofile sollen den seitlich anströmenden Luftstrom eng am Laufrad halten und diesen über die Lauffläche auf die windabgewandte Seite führen. Hier trifft der Luftstrom auf die Felge um den „Segeleffekt“ zu unterstützen.
Vor allem ist es die Gummimischung die über den Grip und Rollwiderstand entscheidet und nicht das Profil. So rollen leicht profilierte Gravel-Reifen kaum schlechter als glatte Rennradreifen.
Tubeless-Reifen rollen schneller weil sie bis zu 50 Prozent weniger Rollwiderstand verursachen. Durch Senkung des Luftdrucks um bis zu einem Bar verbessert sich der Komfort und Grip.

Liegt das Systemgewicht aus Fahrer und Rad bei circa 85 Kilogramm, kann mit einem 35er-Gravel-Reifen mit 2,6 bar hinten und 2,5 bar vorn gefahren werden.

Der optimale Reifendruck ist ein entscheidender Faktor, um schneller zu fahren.

Reifendruck für Tubeless ↗Zipp Laufräder

Reifendruck beim ↗MTB


Tubeless aufbauen

Felgenband einkleben

Darauf achten, dass die Breite des Felgenbands exakt zur Innenweite der Felgen passt. Faustformel: Felgenband drei Millimeter breiter als die Maulweite wählen. Damit das Felgenband richtig einkleben werden kann, müssen die Felgen sauber und trocken sein. Um sicherzugehen, dass sich kein Schmutz und keine öligen Rückstände mehr im Felgenbett befinden diese am besten mit einen sauberen Lappen und Isopropylalkohol (der verflüchtigt sich, ohne Spuren zu hinterlassen) verwenden. Links, ca. 5 cm vom Ventilloch damit beginnen, das Felgenband sorgfältig in Schritten von ca. 10 cm aufzubringen. Das Felgenband im Uhrzeigersinn auf die Felge fixieren. Mit dem Daumen kräftig auf den soeben beklebten Bereich pressen, während man eine konstanten Zugspannung auf dem Felgenband aufrechterhält. Diesen Prozess wiederholen bis man am Beginn des Felgenbandes angelangt ist. Das Felgenband sollte am Ende, nach dem Ventilloch noch um 5 cm überlappen. Das Felgenband vorsichtig abschneiden und kräftig fest andrücken.

Installation der Tubeless-Ventile

Das Ventilloch ausfindig machen und das Felgenband vorsichtig mit einem spitzen, zylindrischen Gegenstand durchstechen damit man einen sauberen kreisförmigen Durchstich erzielt. Kein Messer oder Rasierklinge verwenden dies ergibt einen länglichen Einschnitt und der ist dann anfällig für einen Riss. Das Tubeless-Ventil vorsichtig durch das Ventilloch in die Felge eindrücken. Hierbei darauf achten, dass das Tubeless-Ventil bündig mit dem Felgenband abschließt. Möglichst das vom Laufradhersteller mitgelieferte oder empfohlene Tubeless-Ventil verwenden. Vergewissern, dass der Dichtring zwischen Felge und Mutter montiert ist. Kontermutter handfest anziehen! Wenn man ein Werkzeug (Zange) benutzt kann man unter Umständen bei einer Panne die Kontermutter nicht mehr lösen! Außerdem riskiert man einen Schaden an der Carbon-Felgen.
Zum Schluss: Prüfen ob das Ventil fest im Felgenbett sitzt.

Reifen montieren

Bevor man die Reifen montiert, auf die die Laufrichtungspfeile auf den Seitenwänden des Reifens achten. Eine Wulst des Reifens in die Felge setzen, sodass eine Seite komplett in der Felge sitzt. Darauf achten, dass das Logo des Reifens zum Ventil ausgerichtet ist. Begonnen wird dann mit der gegenüberliegenden Seite des Ventils indem man die andere Reifenwulst mit beiden Händen in die Felge drückt. Die Felge kann am Boden abgestützt werden um die Reifenwulst rundum so tief wie möglich tief (das gibt auch die nötigen Reserven auf der Ventilseite) in die Felge hineindrücken. Es kann fürs letzte Stück eine Reifenheber  verwendet werden, aber nur wenn Ihre Daumenkraft nicht ausreicht. Darauf achten Reifenwulst und Dichtlippe beim Hebeln nicht zu beschädigen. Je näher man dem Ventil herankommt, desto schwieriger wird das Ganze.

Tubeless-Dichtmittel einfüllen

Die Tubeless-Dichtmilch an Besten durch das Ventil (Ventilkern entfernen) mit einer Dichtmittelspritze oder einem Fläschchen mit Einspritzdüse in den Reifen spritzen. Man benötigt für Rennradfeifen 30 bis 60 ml, für breitere (Gravel) ca. 50 bis 70 ml Tubelessmilch man pro Reifen. Es ist nicht zu empfehlen weniger zu verwenden dies reduziert die Effektivität des Systems drastisch. Der Reifen sollte mit der Ventistellung auf 5 oder 7 Uhr befüllt werden und nicht in der 6 Uhr Stellung! Aufpumpen mit Ventilstellung 11 oder 1 Uhr. Dadurch wird verhindert, dass die Tubelessmilch aufgewirbelt wird Dieses könnte dann schnelle austrocknen oder das Ventil verstopfen.

Die besten Tubeless-Dichtigkeits-Ergebnisse werden dann erzielt, wenn man den Reifen sofort nach dem ersten Aufpumpen eine halbe Stunde einfährt – auch mit mehr Druck als optimal. So dringt die Tubelessmilch in jede Lücke ein und der Druckverlust hält sich auch über Tage in Grenzen. Möglichst das Felgenband von Schwalbe verwenden und ein hochwertiges Ventil nehmen, das bombenfest in die Felge geschraubt werden kann.

Tipps für die Montage widerspenstiger Reifen

  • Den Reifen zunächst ohne Ventilkern aufpumpen. Das erhöht den Luftfluss in den Reifen. Danach gleich wieder den Ventilkern einschrauben. Selbst wenn dabei ein Großteil der Luft im Reifen verloren geht, wird die Reifenwulst nun perfekt im Felgenbett sitzen und lässt sich mit Leichtigkeit wieder aufpumpen.
  • Die Verwendung von Seifenwasser oder Schwalbe Easy Fit auf den Seitenwänden sollte den Reifenwülsten helfen, auf die Felge zu rutschen.
  • In ganz hartnäckigen Fällen einen Reifen-Booster (Standpumpe mit einer aufladbaren Luftkammer) oder Luftkompressor verwenden.
  • Zwei Lagen Felgenband sorgt für einen engeren Sitz zwischen Reifen und Felge.
  • Notlösung: Verwenden einer CO2-Kartusche, um möglichst schnell viel Druck aufzubauen. Dichtmilch sollte hierbei aber noch nicht in den Reifen eingefüllt sein.

Tubeless-FAQ

CO2 und Tubeless?

Obwohl CO2 im Notfall dabei hilft, denReifen wieder aufzupumpen, kann es langfristig negative Effekte auf die Tubelessmilch haben. Wenn das komprimierte CO2 aus der Kartusche in den Reifen entweicht, fällt die Temperatur im Inneren drastisch, weil der Reifen ein deutlich größeres Volumen hat als die Kartusche. Dieser Temperaturabfall aktiviert das Gerinnungsmittel von einigen Dichtmitteln – sie reagieren darauf, indem sie große Latexbälle im Inneren des Reifens bilden.

Tubeless-Dichtmilch schlecht für die Umwelt?

Die meisten Tubeless-Dichtmittel basieren auf natürlichem oder synthetischem Latex, das abbaubar ist. Doch jeder Hersteller nutzt unterschiedliche Additive und Partikel für sein Dichtmittel, um die Performance zu verbessern. Daher kann man pauschal nicht sagen, wie umweltfreundlich Dichtmittel sind, da dies von Hersteller zu Hersteller variiert.

Kann Tubeless-Dichtmittel gemischt werden?

Das Mischen von Tubeless-Dichtmitteln ist nicht zu empfehlen, selbst wenn beide Dichtmittel auf Latex basieren. Die verschiedenen Hersteller verwenden für ihre Produkte unterschiedliche Zusatzstoffe und Partikel, und wenn man sie miteinander mischt, kann die Flüssigkeit gerinnen oder das Dichtmittel wird weniger leistungsfähig.

Wie kann man Dichtmittel-Rückstände entfernen?

Wenn Tubeless-Dichtmittel auf die Felgen, andere Komponenten oder den Fußboden gelangt, dann wischt man es einfach mit einem feuchten Papiertuch auf und reinigt den Bereich mit etwas Isopropylalkohol.

Verflüchtigt sich das Dichtmittel mit der Zeit?

Tubeless-Dichtmittel kann mit der Zeit eintrocknen und wird dadurch weniger effektiv. Wie schnell es eintrocknet, hängt davon ab, wo man fährt (wie heiß bzw. trocken das Klima ist) und wie oft man fährt. Wenn das Dichtmittel komplett eingetrocknet ist, bildet es im Inneren des Reifens oft eine Haut oder stachelige Latex-Kügelchen und wird dadurch nutzlos.

Filmchen zur Tubeless-Montage von Continental

Montageanleitung von schlauchlosen Reifen (Tubeless, TL) am Beispiel von Contenital Grand Prix 5000
Hier die Montageanleitung als ↗Video. (Quelle: Continental)

Tipp zur Demontage

Bekommt man den Reifen nicht mehr von der Felge zunächst am Hinterrad, den Reifen von der Bremsscheibenseite ins Felgenbett herunterzudrücken, am Vorderrad hingegen zunächst von der Antriebsseite.


Dieser Blog dient der Information unserer Radler und wird sporadisch aktualisiert und ergänzt, er erhebt keinen Anspruch auf etwaige Vollständigkeit.

Zusammengestellt von Ulf, Stand: Dez. 2020